Was machen, wenn auf einer Landkarte eine Vielzahl möglicher Wege eingezeichnet sind, man nicht weiß, wo man am besten gehen soll, welcher der günstigste ist und welcher einem wirklich versichert, auch das Ziel zu erreichen, das man noch nicht kennt, von dem man nichts weiß, was alles noch schwieriger macht.
Die Landkarte zusammenlegen. Oder an die Wand hängen. Irgendeinen Weg gehen. Es ist ja ohnehin jeder mit gewissen Anstrengungen verbunden. Sagt M. Aber dem stimme ich nicht ganz zu. Es gibt auch Wege, die einem das Gehen erleichtern, dessen bin ich mir sicher. Nur, welche ist im Vorhinein so gut wie nie auszumachen, in dieser Hinsicht -
Wandern wollten wir gehen, solange es noch nicht zu herbstlich ist, solange die Sonne noch scheint. Das Ziel war der Weinberg, sein Gipfel, der aber nicht allzu hoch ist. Man müsste das schaffen, in dem eingeplanten Zeitraum - ein Tag. Aber der Weg könnte trotzdem beschwerlich sein, egal wie hoch oder steil nun der Berg ist, darum geht es mir auch gar nicht, sondern eher wie gut man gehen kann. Das sieht man auf keiner Karte, aber gerade das würde man wissen müssen. So wüsste man ja nicht, was einem wirklich bevor steht. M. sagt, das ist eine unumgängliche Tatsache, die das Prinzip des Wanderns nun einmal mit sich bringt. Ja, das schon. Es muss nicht nur Nachteile haben, wenn man sich einmal anstrengen muss. So ist es am Ziel vielleicht umso schöner. Man hat das Gefühl, etwas geschafft zu haben. Blickt nach unten, zurück. Nein, eher nach vorne, sich umsehen.
Der Weg, an den erinnere ich mich kaum mehr, wenn ich nicht bewusst daran denke, wie wir hier heraufgekommen sind. Sah fast immer gleich aus, und eigentlich richtet man den Blick nach vorn Richtung Spitze, und nicht zur Seite. Es hat nicht lange gedauert, wir machten ein paar kurze Pausen, setzten uns auf Steine am Wegrand. Oben genießen wir die Aussicht, ruhen uns aus, haben es geschafft, das Ziel erreicht. Der weitere Weg wird nicht derselbe sein. Natürlich geht man nicht wieder dorthin zurück, wo man anfing. Für den weiteren Weg werden wir eine andere Route nehmen, auch wenn diese ebenso nach unten führt, kommen wir doch woanders an. Welche also, darüber denken wir nicht mehr viel nach. Wir sind hinaufgekommen, haben uns einen Weg dafür ausgesucht und es geschafft. Natürlich weiß ich nicht, ob es der beste Weg war. Aber es werden uns auch weiterhin keine allzu großen Schwierigkeiten erwarten, denken wir. Und haben uns wieder einfach irgendeinen Weg ausgesucht, der uns auf der Karte ins Auge fiel.
Weder M. noch ich wissen etwas über den Weinberg, also über seine Beschaffenheit, ob es vielleicht bessere und weniger geeignete Stellen gäbe, schönere Plätze, etwas, das es wert gewesen wäre, sich anzusehen, wie z. B. eine Kapelle oder einen Brunnen, was aber nicht sehr wahrscheinlich ist, denn sonst würden diese vermutlich auf der Karte irgendwie vermerkt sein. Die Hütte am Gipfel ist es ja auch. Ansonsten gibt es wohl nicht viel mehr, außer überall grüne Weinreben, sieht alles relativ ähnlich aus, nur die Wiesen des Nordhangs sind von Sträuchern bewachsen, verwachsen gelassen. Dorthin, haben wir beschlossen, werden wir nicht gehen, als wir es bei der Ankunft sahen. Und auch, weil wir noch möglichst viel von der Sonne haben wollten, haben wir uns dazu entschieden, die Wanderwege auf der Südwestseite zu nehmen. Eigentlich wollte ich mir danach noch ansehen, welchen Weg wir gegangen sind, aber so genau konnte ich das nicht mehr sagen, als ich die Karte dann wieder vor mir hatte. Während der Wanderung hatte M. sie die ganze Zeit in der Tasche.
Die Sonne war schon fast am Untergehen als wir uns langsam den immer flacher werdenden Wiesen näherten und die Weinreben schon hinter uns lagen. Es war ein sehr warmer Tag für diese Jahreszeit, stellte ich fest, als ich in der Dämmerung meine Jacke anzog, die ich den ganzen Tag über nicht gebraucht habe.
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